Dienstag, Juni 12, 2007

zwischen mapuche- und monokultur - und lange tage auf der autobahn


hier wollen wir einen kurzen einblick in unsern langen weg von temuco nach santiago de chile geben.

es gibt eine direkte autobahnverbindung, die minimum 2-spurig in puerto montt beginnend bis santiago und noch weiter nach norden fuehrt. weil chile das schmalste und laengste land der welt ist, gab es selten ausweichmoeglichkeiten auf nebenstrecken. wenn wir mit kleinem umweg die moeglichkeit auf einer weniger befahren strasse nach norden zu kommen hatten, haben wir diese wahrgenommen.

als wir in temuco starteten, waren wir noch voll mit den eindruecken unserer tage mit der chilenischen organisation fundecam (alles dazu kann in unserem neuen projekt blog "radeln fuer vielfalt" nachgelesen werden. dieser link ist von nun an rechts auf unserer brisienbici- blogseite zu finden). wir nutzten die erste moeglichkeit, die autobahn zu umgehen und radelten zwischen fichten- und eukaluptus- monokulturen. in der regel werden die baumkulturen je nach bepflanzungsart fuer die holz- oder papierindustrie gezuechtet. das landschaftsbild war ueberwiegend gepraegt durch diese symetrischen baumkulturen. anders als in deutschland scheint es hier jedoch die moeglichkeit zu geben, riesige hektar baumbestand abzuroden. zeitweise sahen unsere augen grausig kahle huegel mit tristen baumstuempfen.
fuer unseren umweltaestetischenblick eine katastrophe, fuer einige eine menge einkommen, doch vor allem viele negative auswirkungen fuer die umwelt- so hoerten wir von fundecam ueber zahlreiche gemeinden, die durch die abwaesser der papierindustrie negativ betroffen sind.


obligatorische dehnuebungen bei einer pause

irgendwann war unser seitenweg vorbei und wir passten uns dem autobahntempo an, um mit taeglich neuen kilometerrekorden santiago immer naeher zu kommen. wir versuchten dem laerm und der unansprechenden umgebung mit tempo zu entfliehen. je weiter wir 'gen norden kamen, desto benutzter war die landschaft. auf unserem weg durch chile konnten wir von sueden kommend die chilenischen exportschlager bewundern: im sueden mit hoelz und touristischen attraktionen beginnend, war um puerto montt vor allem die fischzucht auffaellig, weiter noerdlich folgten holz-monokulturen, spaeter abgeloest (je nach mikroklima) von wein- , apfel- oder orangen-plantagen. die naechte verbrachten wir, je nach landwirtschaftlicher nutzungsart, in entsprechenden plantagen oder auch mal in einem verlassenen haus am wegesrand.

fuer radler noch mautfrei- die chilenische autobahn





auf dem weg fanden wir die laut reisefuehrer 2. groessten wasserfaelle suedamerikas - salto del laja


schnell alles mit santiago abklaeren ....





einen abstecher mussten wir noch unternehmen, um ein viel umschwaermtes museum in einer der weinregionen von chile zu besuchen. ein gewisser carlos cardoen, der mit spektakulaeren waffengeschaefften mit dem irak zu viel geld gekommen ist, hat in dem idylischen weinort santa cruz ein vielbeachtetes museum aufgebaut. uns war schon mehrfach davon vorgeschwaermt worden. erst bei spaeter recherche konnten wir feststellen, dass es nicht unbedingt politischkorrekt war, einen solchen menschen zu unterstuetzen. das museum beeindruckte vor allem durch die vielzahl und vielfaeltigkeit von amerikanischen kulturschaetzen. so waren aus der gesammten andenregion archaeologische schaetze zusammengetragen. von fossilien bis zu relikten verschiedener indianischer kulturen, ueber die kolonisation des kontinets bis zur juengeren geschichte chiles, war so ziemlich alles vertreten. ein schocker war dann eine waffenausstellung: der neutral historische beginn liess nichts boeses ahnen, doch als wir dann den 2. weltkrieg erreichten fielen uns fast die augen aus dem kopf. hier gab es hermann goerings private messersammlung zu bestaunen mit goldenen nazisymbolgravuren, walther pistolen mit hakenkreuz und ss gravuren, dolche mit den hirnverbrantesten deutschland slogans, die man sich vorstellen kann. das alles lag da in vitrinen. manche pistole wurde noch als wunderwerk der waffentechnik gehuldigt. fuer uns war es unglaublich so unkritisch exponate aus dem 2. weltkrieg auszustellen.



positiv und negativ beeindruckt machten wir uns an die letzten kilometer nach santiago. wir liessen alles links und rechts liegen und fuhren nur noch die autobahn. je naeher wir santiago kamen, desto zaeher wurde der verkehr. spaeter wurde die stasse auch noch 3- spurig und das radeln zur tortur. voellig angespannt schafften wir es auf die perepheri von santiago und noch immer lagen 40 km rund um die stadt vor uns. im stadtverkehr war es schon angenehmer und irgendwie schafften wir es, mit der bisher laengsten tagesetappe anzukommen. unser ziel war einfach zu verlockend: peter aus holland, unser radelkumpane aus dem sueden, ist wegen der liebe temporaer haeuslich geworden und wohnt bei einem freund der in chile als astronom fuer e.s.o. arbeitet. marc nahm auch uns verwahrloste radnomaden, gerne in seiner super wohnung in santiago auf.



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