Montag, April 30, 2007

ausflug in die deutsche kolonisationsgeschichte

puerto montt verliessen wir in gummikleidung gehuellt und pedalten durch den regen durch die gegend, in der deutsche siedler ab etwa 1850 anfingen den urwald zu besiedeln. bereits in puerto montt war der deutsche einfluss zu spueren, es gab neben vielen deutschstaemmigen auch einen club aleman und eine deutsche schule! am rande der strasse nach puerto varas sahen wir dann die ersten haeuser derer, die damals ihr glueck im weit entfernten chile sucheten. wir konntes es kaum glauben wie deutsch die bauweise war! da es keine nebenstarasse gab landeten wir ploetzlich auf der autobahn, die uns auch sehr an die deutsche autobahn erinnerte.


in frutillar besuchten wir das "museum der deutschen kolonisationsgeschichte". nun verstehen wir, warum die menschen zu tausenden nach chile ausgewandert sind: in deutschland hatte es die arbeiterklasse mitte des 19. jahrhunderts schwer und chile lag es daran herr ueber das gesamte gebiet zu werden. so lud es die deutschen ein und schenkte jedem neuankoemmling ein betraechtliches stueck grund. derzeit wucherte noch wilder wald rund um die seen im sueden chiles. die ersten jahre der siedler waren durch hunger gekennzeichnet, doch durch fleissiges schaffen gelang es vielen der immegrierten arbeiter, sich eine existens zu sichern.




viele der chilenen bewundern die deutschen noch heute fuer dieses emsige treiben. so auch die familie munoz, bei der wir in frutillar im garten campierten. die señora hat als hausmaedchen einer deutschen familie gearbeitet, so dass sie uns mit deutschen koestlichkeiten verwoehnte: apfelstrudel zum fruehstueck und reibekuchen mit apfelkompott zum mittagessen... wie bei oma!



fuer uns bleibt es trotzdem erstaunlich, was die deutschen aus ihrer heimat mitgebracht haben und wir fuehlen uns an die kellerraeume unserer grosseltern erinnert! simon haben es besonders die alten maschinen angetan.






auch die landschaft erinnert an deutschland. es ist gruen mit vielen landwirtschaftlich genutzten teilen. doch die vielen seen, gesaeumt von schneebedeckten vulkanen, erinnern uns daran, dass wir nicht zu hause sind!





zu unserem glueck klaert sich der himmel in den folgenden tagen und wir koennen trocken ueber die andenkette nach argentinien fahren. dabei durchqueren wir einen schoenen nationalpark mit dichtem wald, der sich in herbstlichen "zwergbuchenwald" wandelt je hoeher wir kommen. auf dem pass angekommen liegt sogar schnee am strassenrand! ein netter vorbeifahrender argentinier bescherte uns mit 2 mozartkugeln ein kulinarisches highlight.






auf der argentinischen seite setzte sich die schoenheit der landschaft mit seen, die waldumwachsen und von bergen gesaeumt sind fort. wir eilten uns dennoch nach bariloche zu kommen, um dort anita und stefan zu treffen. die beiden kannten wir bereits aus punta arenas und ein wiedersehen bereitet doch immer freude! so verbrachten wir ein paar gemuetliche tage mit ihnen in einer ferienwohnung - welch luxus...



ausserdem machten uns daran, die fahrraeder fuer die naechsten kilometer fit zu machen. nach den schlechten strassen, auf denen wir teilweise viel essen transportieren mussten, brauchten wir beide neue hinterradfelgen, da die alten risse bekommen hatten. simon benoetigte noch einige andere teile, die inzwischen verschlissen waren. die fahrraeder lechzten nach neuem schmiermittel da ihnen der argentinische staub und die chilenische feuchte arg zugesetzt hatten. miguel, ein fahrradbauer, den wir bereits in chaiten kennengelernt haben, half uns dabei. vor allem brachte er simons rahmen wieder in form. die schaltwerkaufhaenung muesste ziemlich ueberarbeitet werden, da anfang januar uns ein kleiner stock fast einen totalschaden beschert hatte.

Samstag, April 14, 2007

neue freunde - neue feinde oder wenn es zu nass wird

kaum auf der chilenischen pazifikinsel chiloe angekommen, war ein deutlicher zivilisationszuwachs festzustellen - voll dass leben, menschen, hunde und geschaefte. dabei ist unser ankunftsort ein eher verschlafenes nest im sueden der insel. nach den letzten wochen in der abgeschiedenheit der suedlichesten regionen chiles ist es schon ein ganz kleiner "urbanisations - schock".






unsere ersten chiloe- erfahrungen sammeln wir in unserem ankommensort quellon. irgendwie machen wir eine kleines haus ausfindig, das sich als centraler campingplatz erweist. im garten einer familie koennen wir dann in den kommenden tagen am alltag von maria theresa teilnehmen. erst bleiben wir, weil es so gemuetlich und freundlich ist in der immer warmen kueche, doch als wir nach 2 tagen endlich mal wieder kilometer machen wollen, zeigt unser neuster feind sein gesicht: REGEN!!! Bisher waren wir verschont worden, doch neuerdings wachen wir des nachts auf, von der dauerbeschallung die der regen auf unserer zeltplane erzeugt. dieses geraeusch macht uns traege und die beine muede. zudem ist unsere gastgeberin darauf bedacht, uns die umstaende so schoen wie moeglich zu gestalten und bittet uns immer in ihre kueche, wo uns dann verschieden koestlichkeiten und geschichten serviert werden. abends lernen wir dann eine brandaktuelle chilenisch "big brother- militaer variante", el peloton (die truppe), kennen oder das nationale pandon zu diesem amateur-profi-tanz-fernseh-format.



ein weiterer feind simons ist sein floh! seit ein paar tagen beisst er sich nachts durch den schoen warmen simon durch, der wegen des juckens der stiche fast durchzudrehen droht! doof, dass der in dem schlafsack zu wohnen scheint und dass wir diesen nicht waschen koennen und sonnenschein gibt es auch nicht - das einzige hausmittel gegen die laestigen parasiten!


trotz aller gemuetlichkeit und heimelichkeite nutzen wir nach 4 tagen ein sonnenloch und starten. in chiloe wurde als weitere attraktion ein ende des panamerikana- highways errichtet. diese schnellstrasse soll gesamtamerika von nord nach sued miteinander verbinden. im endeffekt fuehrt sie mit einigen luecken von alaska bis nach feuerland. ein ende hat sie hier auf chiloe gefunden, bis in ferner zukunft wege durch das eis in chiles sueden gefunden werden. fuer menschen scheinen diese endpunkte irgenwie anziehung zu haben - so mussten auch wir, vor allem als radfahrer, ein weiteres ende nach dem ende der welt anfahren.



chiloe - hatte sich ueber die jahrhunderte von wenigen einfluessen durch das festland entwickeln koennen. so hat sich ueber die jahre eine sehr eigene und stolze kultur entwickelt, mit vielen braeuchen, festen, kulinarischen und handwerklichen eigenheiten, die vielfaeltig zu erkennen sind. die bewohner gelten als sehr arbeitssames voelkchen und waehrend unserer reise wurde uns mehrfach von der freundlichkeit der "chiloten" vorgeschwaermt. die insel ist fuer chiles sueden sehr dicht bevoelkert, daher sind viele bewohner auf der suche nach land und arbeit aufs festland imigriert. die insulaner sagen stolz, "einmal chilote immer chilote, egal wo es dich hinschlaegt". die inselbewohner haben heute noch bestrebungen unabhaenig von chile zu werden und immer wieder finden sich grafittis mit "autonomia chiloe".



auf der weitern reise nach norden zeigt uns der in diesen breiten kommende herbst sein nasses gesicht und regnent uns nass, nur um uns, nach dem wir vom fahrtwind getrocknet sind, wieder nass zu regnen. so ist es nunmal unser selbstgewaehltes schicksal, wenn wir die tauglichkeit unserer regenbekleidung jetzt taeglich auf die probe stellen. menschlich und landschaftlich werden wir entschaedigt und sind uns nicht zu schade ein warmes zimmer dem zelt vorzuziehen.



leider sehen wir, durch den regen angetrieben, nur wenige der kleinen fischerdoerfer, die die kueste chiloes saeumen, doch auch so haben wir einblick in die traditionelle welt chiloes erhalten mit ihren pfahlbauten, holzkirchen und hexengeschichten...




dass die saison wirklich schon vorrueber ist, merken wir besonders, als wir die einzigen mitfahrer auf der autofaehre ans festland sind! schliesslich erreichen wir puerto montt und quartieren uns in einem hotel ein - waehrend draussen der regen weiter faellt.


Sonntag, April 08, 2007

sonnenschein im regenwald und ein paar schwarze wolken

aus der voralpinen landschaft coyhaiques ging es weiter durch den nationalpark des "rio simpson", wo die landschaft schon auf feuchtes wetter hindeutete. ein fluss schlaengelt sich durch ein tal mit lustigen felsbergen und ueberall wachsen riesige nalcas, ein rabarbergewaechs, dass uebermanshoch waechst. wir schlaengelten uns mit der strasse die naechsten tage durch die berge, kamen zu offenem gelaende und ploetzlich in tiefen regenwald. die sonne schien und es war traumhaft. die baeume waren hoch - es war der naechste nationalpark!




entlang des naechstens flusses krochen wir ueber eine schotterpiste die berge hoch und hinauf zu einem kleinerem pass, wo uns die erste schwarze wolke erfasste: sie entleerte sich in einem eintaegigem regen ueber uns und so wurde der regenwald noch autentischer! entlang eines fjordes kamen wir nach puyuhuapi, einem ort, in dem deutsche auswanderer sichtbar einfluss auf die art des hausbaus hatten! weiter ging es durch den naechsten nationalpark, wieder durch regenwald und entlang von fluessen und seen. wir liessen uns viel zeit um alles in vollen zuegen geniessen zu koennen.





so nahmen wir uns auch die zeit noch eine kleine wanderung zum gletscher "ventisquero yelcho" zu machen. durch den dichten wald liefen wir bis in ein offenes tal, in das der gletscher fliesst. in dieser zeit kam die naechste schwarze wolke ueber uns: als wir zu unserem zelt zurueck kamen sahen wir sofort, dass sich da was veraendert hatte - ein kleiner luemmel ist in unser zelt gestiegen und hat unsere lenkertaschen durchsucht und die fuer ihn interessanten dinge einfach mitgenommen! doof fuer uns - nicht nur weil ein taschenmesser und das fahrradwerkzeug nun weg sind, sondern noch viel mehr wegen dem schlechten gefuehl, das im bauch geblieben ist!


etwas miesepetrig fuhren wir am naechsten tag weiter zu den termen "amarillo", wo wir es uns dann in vom vulkan geheitzten wasser gut gehen liessen: um uns rum der regenwald und nebelschwaden, die kamen und gingen und wir blieben im heissen wasser liegen! total entspannt und gut gelaunt fuhren wir am naechsten tag weiter und zack - da kam die naechste kleine schwarze wolke: simon sah das schlagloch im mittaeglichen halbschatten nicht und hat nun eine acht im hinterrad! mit etwas zeit und ruhe liess sich das rad wieder zur funktionfaehigkeit bringen. hoffentlich schafft er es noch bis zur generalueberholung?


dann fuhren wir in den naechsten park "pumalin", vom ehemaligen northface- und esprit- gruender tompkins und einer stiftung aufgebaut, wird das ziel verfolgt die natur in ihren urzustand zurueckzufuehren. ueber die jahre sind viel flaechen zugekauft worden und so ist allein dieser park auf die groesse des saarlandes gewachsen. mit viel muehe und liebe zum detail werden dort campingplaetze und aussichtspunkte errichtet. es sind eine kleine oekofarmen und herbergen gegruendet worden und so soll die bevoelkerung in das projekt mit einbezogen werden und die grundidee ihnen naeher gebracht werden. doch wo viele keine arbeit haben bleibt es oft unverstaendlich, warum z.b. fischfarmen unter oekologischen gesichtspunkten schlecht sein sollen!




im park fanden wir neben wunderbaren campingmoeglichkeiten, leider auch mit die schlechtesten strassenverhaeltnisse unsere reise. auf dem weg holten uns dann gleich vier schwarze wolken ein: erst stuerzte simon - zum glueck ist nichts weiter passiert, als dass er sich die haende etwas aufriss. dann stuerzte er gleich einen tag spaeter erneut, da er nun unsicher geworden war - wieder nur eine schuerfwunde! tja, am letzten tag auf der carretera austral, die nur 50 sonnentage im jahr haben soll, kam noch einer der regentage und machte uns die rueckfahrt schwer, so dass als letztes schwarzes woelkchen dann auch britta vom rad fiel, die jedoch ohne weitere blessuren davon kam.




nachdem wir von anderen gehoert hatten, dass sie drei wochen regen auf der strasse hatten, waren wir auf's schlimmste vorbereitet und kamen doch noch ganz gut davon!
weiter geht es nuun auf der insel chiloe, die mit neuer landschaft auf uns wartet und uns bevoelkerungsreicheren gegenden entgegenbringt...