weiter ging es ueber die puna - wir liessen es zwangslaeufig erstmal sehr langsam angehen. fuer uns war es wichtig, erstmal wieder voelligst gesund zu werden und unsere entwoehnten beine dankten es uns. wir waehlten einen kleinen umweg, der uns durch touristisch weniger frequentierte doerfer brachte, dafuer fuhren wir auf einsameren und auch holperigeren strassen. als wir ploetzlich an einem schild vorbei kamen auf dem stand "die groesste hoehle suedamerikas" hielten wir an und traten ein: eine riesige hoehle, die durch kleine dunkle gaenge 300 meter ins innere des berges begehbar ist... weiter koennte man tauchen... es heisst, hier habe sich, als die inca kamen, die lokale bevoelkerung versteckt. als die maenner nicht von den kaempfen zurueckkamen haben die alten, frauen und kinder soviel geweint, dass noch heute ein fluss aus dem bergesinneren fliesst und sie selber erstarten zu den stalagtiten und stalagniten, die heute noch sichtbar sind.
die nacht verbrachten wir an einer kurriositaet: ein salzbrunnen auf ueber 4000 meter hoehe. der salzanteil im wasser ist hoeher als der der meere und dient seit generationen zur salzgewinnung. wir radelten nach einer kalten nacht weiter, hoeher hinauf, vorbei am lago de junin, die gegend in der die wunderknolle maca ("viagra der anden") ihr zu hause hat. am morgen starteten wir bei 2 grad mit dichtem nebel, auf 4200m ueber dem meer und am abend kamen wir nach einer ueber 100km langen seichten abfahrt im nur noch 1800m hohen huanuco an.
huanuco, die augenbraue des urwaldes, oder die stadt mit dem besten klima der welt - wie sie uns mit einem grossen schild am ortseingang mitteilten. hier bekam britta ein neues tretlager, vermutlich das einzige, das in der stadt zu kaufen war! so legten wir einen ruhetag ein, um fuer den naechsten streckenabschnitt, der uns zunaechst die 2000 hoehenmeter wieder bergauf fuehrten sollte, geruestet zu sein. wir freuten uns beide, dass wir wieder mit appetit assen und dass die portionen wieder normale groesse hatten. wahrscheinlich ist es gut mal krank zu sein, um die gesundheit wieder schaetzen zu koennen.
am naechsten tag besuchten wir noch die ruinen von kotosh, die noch aus der vorincazeit stammen und radelten den fluss entlang bergauf. immerwieder waren wir gewarnt worden, dass es auf diesem abschnitt ueberfaelle gaebe - als dann ein pick up anhielt und uns erneut warnte, nahmen wir das angebot auf der ladeflaeche am gefaehrlichen punkt vorbei zu fahren gerne an. doch gefaehrlich wurde es nicht.
auf der naechsten strecke trafen wir erst einen radler, bob aus der schweiz und anschliessend zwei ehemalige radreisende und heutige motorradreisende, die bubos aus belgien- mit ihnen verquatschten wir viele stunden, so dass wir ins dunkle gerieten und uns ausserdem noch ein regen erwischte - zu allem ueberfluss pruefte britta mit einem eleganten flug ueber den lenker dann noch ihren helm... zum glueck ohne schwerere folgen!
dann passierte uns etwas, was uns auf der ganzen reise noch nicht geschehen ist: wir fuhren am folgenden tag eifrig ueber eine schotterpiste, immer hoeher in der einsamen pampa, die strecke war gesaeumt von bergen, die viele kleine eingaenge hatten, hier wird kohle abgebaut. wir uebernachteten neben kuehen und passierten einen pass von (angegeben) 4700 metern hoehe... radelten anschliessend wieder bergab und landeten ploetzlich an der schranke einer mine. dort wurde uns mitgeteilt, dass wir voelligst falsch waren!!! dieser kleine abstecher hatte uns zu der cordillera huayhuash gefuehrt. es war ein umweg von zwei tagen, den wir zwar ungerne aber geduldig ertrugen. immerhin bekamen wir eine wunderschoene aussicht auf den gebirgszug als entschaedigung.
> EXKURS: dieses gebirge erlangte nicht zu letzt durch einen tragischen unfall beruehmtheit. einer von zwei jungen englischen bergsteigern verunglueckte 1985 dort so schwer, dass ein abstieg von siula grande unmoeglich wurde. ohne aussreichende lebensmittelreserven ausgestattet, blieb nur das eigentlich unmoeglich: den verlezten joe simpson mit dem 60m- seil nach und nach die endlose steilwand abzuseilen - der kurzeste weg. es zog ein sturm auf. kurz vor dem ende passierte dann das, was man keinem bergsteiger wuenschen mag: joe simpson rutschte ueber einen klippe und baumelte in der luft. der unverletzte simon yates versuchte das seil so weit abzuseilen, wie moeglich, jedoch war das rettende gletscherfeld zu weit weg und das seil zu kurz. simon rutschte mehr und mehr aus seiner provisorischen verankerung und sah keine andere loesung, als das seil zu kappen. der schwer verletzte joe flog 30m und landete in einer glescherspalte. er lebte und vermutete, dass beide abgestuertzt seien. voller gewissensbisse zog er nach und nach an dem seil, das die beiden verbinden sollte und hielt irgendwann das gekappte seil in den haenden. voelligst fassungslos dachte er sich "ok, dann sterbe ich hier!". am naechsten morgen faste ihn mut und er fand irgendwie einen weg dem hunger- oder erkaeltungstod zu entkommen. in dem buch wird alles sehr aussfuehrlich und persoenlich geschildert. irgenwo zwischen lebenslust und aufgeben tanzen innerstimmen in seinem kopf wie engelchen und teufelchen. kriechend kann er sich nur fortbewegen neben halluzinationen und gematert von einem schier endlosen ohrwurm des gehassten BONEY M liedes brown girl in the ring ueberlebt er irgendiwe.
simons freund marco hatte bei einer gemeinsamen wanderung mal von einer dokumentation (touching the void - sturz ins leere) ueber diese geschichte berichtet. darin weckte der verletzte joe simpson mit seinen SIMON SIMON SIMON- rufen immer wieder marcos freundin. aufgrund dieser geschichte erinnerte sich der BriSi- simon, dass er das buch (sturz ins leere) irgendwo in seinem schrank hatte. und vor der abreise aus berlin las er es neben auszug und letzten arbeitstagen wie paralysiert in 3 naechten durch. ("dieses buch ist einfach wahnsinn. das geschriebene visualisiert das geschehene so plastisch, dass es einen mehr als gefangen nimmt.")
ob es diese SIMON SIMON SIMON- rufe waren, die nach mehr als 20 jahren vielleicht noch in der luft lagen, so dass sie britta und simon sich verfahren liessen, blieb ungeklaert. das alles nur als randgeschichte.......EXKURSENDE <
nun muessten wir von der anderen seite als, geplant den pass erklimmen - doch da wir nun schon so im zeitverzug waren, waren wir froh, als ein lkw unsere raeder auflud und uns dieses abnahm. dann fuhren wir endlich auf dem streckenabschnitt, der uns schon von so vielen radlern empfohlen worden war. wir radelten in den nationalpark huascaran. auf ueber 4700 metern war die luft duenn, doch die aussicht auf steile berge von gletschern gekront, direkt neben uns, liess uns alles vergessen. nach jeder kurve erblickten wir neue schneeriesen, die unser herz aufgehen liessen. ploetzlich holte uns der sonnenuntergang ein und wir mussten irgendwo ein nachtlager finden und damit einenen neunen schlafenden hoehenrekord aufstellen: 4760m ueber dem meer.
als waere dieses nicht genug, ueberraschte uns die strecke mit weiteren unerwarteten attraktionen: hohlenmalerei von etwa 600 v.chr., eine quelle mit mineralwasser und die skurrielste blume der welt: puya raimondi. sie waechst nur auf 3800- 4200 metern, ist anfangs ein gigantischer kaktusartiger busch und entwickelt nach 40 - 100 jahren einen bluetenstand der bis zu 12 metern in die hoehe waechst. wenn sie dann in cremeweiss blueht, mit tausender kleiner blueten, ist ihr leben vorbei. sie bleibt nur noch als verbluehtes monument stehen und saeht ihre oft ueber 6.000.000 samen aus. da das leben dieser pflanzen so dramatisch ist, nahmn wir es ihnen nicht uebel, dass wir nur bereits verbluehte exemplare antrafen.
schliesslich erreichten wir mit einer schnellen abfahrt entlang des rio santa unser ziel huaraz. hier genossen wir einige tage die vorzuege einer touristischen grossstadt mit glescherberg- aussicht und besuchten anschliessend den projektpartner urichallay.
PERU: ayacucho - huancayo - huanuco - huaraz
(05.-06.2008)
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