mit dem rad ging es weiter nach potosi. ueber eine schotterpiste strampelten wir auf und nieder bis wir potosí erreichten, wo wir unsere raeder fuer eine woche im "casa de ciclistas" abstellten. da dieses haus der radfahrer seit 1994 besteht, hatten wir das gute gefuehl, dass unseren raedern bei der familie ramos nichts zustossen wuerde. ein komisches gefuehl trotzdem, die treuen gefaehrten zurueck zu lassen! so stiegen wir auf den bus um und besuchten erstmal anita & stefan in sucre, wo sie derzeit in einem projekt fuer menschen mit behinderung arbeiten.
weiter ging es mit einem ungemuetlichen nachtbus nach cochabamba. dort ist der sitzt des andenbueros von terre des hommes. wir haben dort eine woche verbracht und unsere bald folgenden projektbesuche mit den zustaendigen dort konkreter geplant. waehrend dieser zeit fand in dem angrenzenden staedtchen quillacollo das fest zur ehrung der jungfrau von urkupiña statt. dieses ist das groesste fest der region, welches gaeste und taenzer aus dem ganzen land anzieht und auch viele touristen, die eigens dafuer anreisen. wir haben uns also die gelegenheit ein buntes fest mitzuerleben nicht nehmem lassen. am ersten tag wurde das fest durch den staatspresidenten evo morales eroeffnet und es haben die traditionellen gruppen getanzt und musiziert - an einem weiteren tag war dann die moderne parade mit blasmusikkapellen. in der nacht pilgerten dann unzaehlige chochabambiños nach quillacollo um vor ort steine fuer ihre wuensche im kommenden jahr zu sammeln.
um von cochabamba wieder zu unseren raedern zu kommen, mussten wir wieder lange reisen - doch dieses mal wollten wir die nacht durchschlafen, so dass wir gerne die 6 euro fuer den liegesitz bezahlten. so hatten wir wieder die moeglichkeit unsere freunde in sucre zu treffen - dieses mal habem wir uns auch die einrichtung angesehen, wo anita und stefan, als oestereichische zuckerbaecker den muettern von kindern mit behinderung das backen verschiedener spezialitaeten beibrachten.
zurueck in potosi haben wir den tdh-projektpartner PASOCAP besucht. dort organisieren sich arbeitende kinder und jugendliche, um sich besser fuer ihre rechte einsetzen zu koennen (bald mehr im bericht). die erste woche stand voll und ganz im zeichen der vorbereitung zur teilnahme an den chutillos - das groesste fest dieser region, das an einem wochenende die ganze stadt lahm legt. hier wird am ersten tag zur puerta (der tuer einer kirche vor der stadt) gepilgert. der zweite tag ist fuer die traditionellen gruppen reserviert und der dritte fuer moderne taenze.
zu unserer grossen freunde haben unsere franzoesischen radlerfreunde in dieser zeit auch potosí erreicht, nur leider waren unsere tage durch die projektarbeit so voll, dass fast keine zeit blieb, sie zu treffen. schliesslich haben wir uns wenigstens einen tag frei genommen, um zusammen die minen im cerro rico zu besuchen.
dieser besuch war hoch interessant bis schockierend: der berg wurde bereits von den spanischen kolonisatoren ausgehoehlt, da dicke silber- und andere mineral-adern ihn durchzogen. erst wurden die schwarzafrikanischen sklaven dort eingesetz, doch ueberlebten sie meistens nicht laenger als drei monate auf der hoehe von etwa 4500 metern. nach ihnen war dann die indigene bevoelkerung an der reihe... doch die methoden waren hart und die arbeitsbedingengen ebenso. die menschen wurden nicht als menschen angesehen und wie tiere ueber mehrere monate im berg eingeschlossen, um dort das silber abzubauen, dass den europaeern zu reichtum verhelfen sollte. wieviel silber dort ueber die jahrhunderte abgebaut wurde ist nicht bekannt (eine bruecke von potosi nach madrid soll gebaut werden koennen!)- wieviele menschen in dieser zeit ihr leben in den minen liessen kann nur geschaetzt werden (man geht von ueber 8 millionen menschen aus). es ging soweit, dass die muetter ihre kinder lieber umbrachten, als dass sie in der mine arbeiten muessten!!!
durch die silber-inflation im 16. jahrhundert, fiel die ehemals groesste und reichste stadt der welt (groesser z.b. als paris und london zur damailgen zeit!) in eine krise... doch noch heute ist der ehemalige reichtum erahnbar: der stadtkern besteht beinahe noch ausschliesslich aus praechtigen kolonialbauten und unzaehligen kirchen dieser zeit.
da landwirtschaft auf dieser hoehe nur schwer betriebn werden kann und die lebensbedingungen keine industrie anlocken, hat noch heute beinahe jede familie mitglieder, die in der mine arbeiten und auch immer mehr kinder arbeiten zur unterstuetzung der familie dort. die arbeitsbedingungen haben sich seit der zeit der spanischen besatzung nicht viel geaendet! es ist nach wie vor gefaehrliche koerperliche schwerstarbeit!
... das wussten wir schon bevor wir die mine besichtigt haben, doch wie hart und unmenschlich sie ist, das koennen wir erst nach dem besuch erahnen! wir sind nur in die mine reingegangen, geklettert, auf allen vieren gekrochen, gerutscht... und nach zwei stunden waren wir wieder an der frischen luft. doch die arbeiter bleiben dort 4, 6, 8 bis zu 18 stunden drinnen, 5 oder 6 tage pro woche, permanent der hitze und der von staub und dynamit durchzogenen luft ausgesetzt. uns tat trotz mundschutz noch am naechsten morgen der hals weh. bei den arbeitern setzt sich der staub ueber die jahre in der lunge ab. ihre lebenserwartung sinkt auf 45 -50 jahre, doch viele sterben schon vorher an der staublunge (70%) oder bei unfaellen im inneren der mine - im durchschnitt angeblich jeden tag eineR. ... doch die gehaelter sind fuer bolivien sehr gut, gezahlt wird woechentlich, und wenn taeglichen die frage des ueberlebens besteht ist die entscheidung schnell gefallen... (!!!????????)
zu unserer tour gehoerte auch die besichtigung des marktes der minenarbeiter. er gilt als der einzige oeffentliche markt der welt, an dem man legal dynamit kaufen kann. ausserdem kaufen die minenarbeiter dort 96%igen alkohol, den sie trinken, und cocablaetter, die sie sich in grossen ballen in den mund stopfen. es heisst die saefte des cocas absorbieren einen grossen teil des staubes - doch unbestritten helfen sie den arbeitern auch die langen arbeitstage unter der erde zu ueberstehen, da die blaetter muedigkeit und hungergefuehl unterdruecken. der 96%ige alkohol wird aus zuckerohr hergestellt und in ganz bolivien als schnaps pur oder im mix mit limonade getrunken. in deutschland und den usa soll u.a. mit diesem "treibstoff" (biodiesel aus barasilianischen zuckerohr etanol) die energiekrise ueberwunden werden.
von potosi radelten wir nach 3 wochen weiter nach sucre. die fahrt fuehrte uns etwa 2000 meter runter, so dass wir uns nun in fuer europaeer angenehmerer hoehe befinden. auch die temperaturen werden nun wieder waermer: der winter ist vorbei - gerade regnet es sogar! hier sollte am 8. september das fest zur ehrung der jungfrau von guadalupe gefeiert werden - in aehnlicher weise, wie wir die feste nun ja schon kennengelernt haben. doch da sucre derzeit in demonstrationsstimmung ist, wird dieses fest wohl nicht (nun) gefeiert werden. stattdessen gehen die menschen in grossen maerschen durch die strassen und fordern ein, dass die regierung sich mit der frage befasse, ob sucre "capital plena - ni un paso atras" werde. das heisst, dass es hauptstadt mit allen sitzen und aemtern werde - nicht nur konstitutionelle hauptstadt mit sitz des obersten gerichtshofes. es scheint uns jedoch momentan eine sehr instrumentalisierte demonstration zu sein, die durch die opposition gestuetzt wird, um die regierung zu stoeren. diese ist derzeit damit befasst eine neue verfassung zu erarbeite. dabei gehen die interessen gewaltig auseinander...
fotos zu diesem beitrag findet ihr hier:
Uyuni - Potosi - Cochabamba - Potosi - Sucre |